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“Wer nicht mehr traut auf Gottes Willen, ersetzt sein Nachtgebet durch Pillen.”

 (Erich Kästner) 

Furcht und Angst nehmen in den öffentlichen Verlautbarungen unserer Tage einen großen Raum ein.

Dabei ist die Pandemie ein fast schon abgegriffenes aber immer noch gängiges Beispiel und Thema. Wenn es hier nun an dieser Stelle im Gemeindebrief aufgegriffen wird, dann nur, um folgendes zu sagen: Nicht Angst und Furcht zu vermehren, sondern sie zu überwinden, ist das Ziel evangelischer Verkündigung.

Die Glorifizierung oder auch nur Instrumentalisierung der Angst ist nämlich keineswegs biblischen Ursprungs. Wir sind weit davon entfernt, die Angst wegzuleugnen oder ihre Bedeutung als Sensorium für Gefahren gering zu schätzen, das wäre Schwindel und Lüge. Und im Schwindel liegt kein Trost. 

Aber die Angst mit den Narrativen der Schrecknisse eines bevorstehenden Weltuntergangs zu nähren ist um keinen Deut besser. Man hat genau dies der Kirche zum Vorwurf gemacht, sie würde mit Angst operieren, um die Menschen gefügig zu machen.
Dieser seinerzeit berechtigte Vorwurf hat dazu beigetragen, die reformatorische Bewegung und die evangelische Kirche entstehen lassen, die in ihren Anfängen wohl kein verzagtes Häuflein gewesen ist.

Angst ist nicht nur eine Gefühlsregung, die jeder kennt und zu der die Welt, in der wir leben, allerhand Anlass gibt. Sie ist nach biblischem Verständnis ihrem Wesen nach mangelndes Gottvertrauen und unsere Altvorderen bezeichneten das fehlende Vertrauen in den lebensbejahenden Gott der Bibel als Sünde. Die lebenszerstörende Macht der Sünde wird an der Angst besonders anschaulich. Wieviel Böses geschieht in der Welt aus Angst? Und wie sehr wird erst durch die Angst die verheerende Macht des Bösen angestachelt?

Von daher erschließt sich auch die dringend notwendige Überwindung der Angst. In Wirklichkeit ist nicht Furcht und Angst die beherrschende Gesinnung und Sache der Christen, sondern ein grundlegendes Vertrauen.

Davon erzählt die Bibel stets und ständig. Wie oft wird den Menschen in der Bibel und damit auch uns das Wort: „Fürchte dich nicht“ zugesprochen? Das ist der evangelische Imperativ, der das, was wir reden und tun, beherrschen soll. Das Vertrauen ist nicht vergeblich, denn es öffnet Türen, wo keiner es noch erwartet hätte. Das kann man jedenfalls an den Ostergeschichten lernen.

Die Prediger der Angst findet man heute weniger auf den Kanzeln. Sie sitzen in Talkshows und ähnlichen Veranstaltungen. Sie sind besorgt, der Mensch könne sich einer falschen Sicherheit überlassen. Wir in der Kirche sollten vielmehr besorgt sein, wie wir die Quelle des grundlegenden Vertrauens, das die Basis des Lebens von Anbeginn ist, neu erschließen können.

Denn das ist doch die Haltung des christlichen Glaubens, nicht ängstliches Duckmäusertum auch keine fromme Weltflucht, sondern vertrauensvoll und zuversichtlich in die Welt hineinzugehen als diejenigen, die für sie verantwortlich sind.

Pastor Johannes Meyer